Mariano
Rajoy ist am Samstag, den 29. November, bei der 2. Abstimmungsrunde im
spanischen Parlament zum neuen Minsterpräsidenten Spaniens für eine vierjährige
Legislaturperiode gewählt worden. Möglich wurde dies durch die Enthaltung der
Stimme der sozialistischen Abgeordneten, so dass er mit 170 Ja-Stimmen, 111
Nein-Stimmen und 68 Enthaltungen mit einfacher Mehrheit gewonnen hat.
Die 68
Enthaltungen machen aber auch deutlich, dass sich 15 sozialistische Abgeordnete
der PSOE nicht an die Parteirichtlinie gehalten und bei der namentlichen
Abstimmung mit Nein gestimmt haben. Ob dies, wie vor der Abstimmung in den
vergangenen Tagen heiß diskutiert, zu Konsequenzen für die Abweichler führen
wird, wird abzuwarten bleiben. Die kommissarische Parteiführung behielt sich
ausdrücklich einen Ausschluss dieser Abgeordneten aus der Fraktion der Partei
vor.
In seiner
Ernennungsrede machte Rajoy im Gegensatz zu den versöhnlichen Reden vor der
Abstimmung gleich deutlich, welche roten Linien für seine Partei PP für die
Verhandlungen mit möglichen Koalitionspartnern gelten werden: so werde er nicht
an den Abkommen mit der Europäischen Union, insbesondere des Stabilitätspaktes,
rütteln. Dies dürfte gleich eine bittere Pille für viele linksgerichtete
Abgeordnete sein, die sich nun endlich eine Abkehr von der merkelschen
Austeritätspolitik versprochen hatten. Aber Rajoy war schon immer Merkels
Musterschüler, insofern dürfte diese Ankündigung keine wirkliche Überraschung
sein. Er möchte damit insbesondere das zarte Pflänzchen der wirtschaftlichen
Entwicklung am Leben halten, die einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit
bewirkt hatte.
Dies ließ
auch den Sprecher der Sozialisten, Antonio Hernando, aufhorchen, der Rajoy
ankündigte, dass jeder Schritt seiner Regierung sehr genau von seiner Partei
beobachtet werde, und man nur Maßnahmen zustimmen werde, die auch von den Sozialisten
gutgeheißen werden. Schließlich sei er klar in der Minderheit und brauche einen
Koalitionspartner.
Dies ist
sicherlich einerseits das Dilemma von Rajoy, der sich eine Mehrheit für jede
Entscheidung im Parlament besorgen muss, andererseits hat er die Möglichkeit,
sollte sich die Opposition zu sehr querstellen, Neuwahlen auszurufen. Dies ist
nach den gesetzlichen Fristen ab dem 3. Mai 2017 der Fall. Daran kann niemand
der Opposition ein ernsthaftes Interesse haben, da dann die Gefahr bestände, dass
die PP deutliche Wählerzuwächse verzeichnen könnte, nach dem Motto:“ wir haben
alles versucht, aber die anderen wollten nicht“.
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